Film & Podiumsdiskussion "Stimme X/Y - Sein X/Y"?
"... wenn die Sinne aktive Fähigkeiten sind, so folgt daraus, dass wir die Farben machen, indem wir sehen, die Geschmäcke, indem wir schmecken, die Töne, indem wir hören, das Kalte und Heiße, indem wir tasten" (Vico, 1710)
So oder so ähnlich kann man Konstruktivismus umreißen. Wir haben Zugang zu unserer Aussenwelt und dem, was wir als Realität erkennen, nur über unsere Wahrnehmung. Diese ist stets eingefärbt durch Betrachtungsweisen und nie absolut. Unsere "Wahrnehmungsfilter" sind konventionell entstanden und sollen uns Struktur im Alltag schaffen. So konventionell, wie das (willkürliche) Wort "Apfel" für das runde, süße Obst steht, kann auch unsere kulturell bedingte Kategorisierung von Menschen in Gruppen geschehen. Ich sehe einen Menschen und erkenne ihn als Mann - was aber nun, wenn meine Kriterien, an denen ich diese Einteilung festmache, nicht mehr eindeutig sind. Was, wenn mein Gegenüber weiche Gesichtszüge hat, eine Stimme und Sprechweise, wie sie von uns traditionell als weiblich erkannt wird, der Rest aber der anderen, mir angelernten Kategorie entspricht? Wie reagieren wir, wenn wir mit unseren Begrifflichkeiten bei der grundlegendsten und jede Lebensbereiche durchdringenden Frage, dem Geschlecht, nicht mehr klarkommen? Wenn sich jemand als Versatzstück, als buntes Schaf unter Farbenblinden bewegt, ob gewollt oder nicht?
Im Rahmen eines Bauhaus-Projektes wurde Valentin filmisch begleitet, wie er mit 20 von einer sehr hohen zu einer 'normalen' Stimme hin gelangte. Im Anschluss an den Kurzfilm (12 min) befasst sich eine Podiumsgruppe aus Professor_innen, Künstler_innen, Student_innen und Mediziner_innen mit den Fragen nach Geschlechter-Norm, Wahrnehmung und Darstellung von Stimme und der Suche nach einem Lichtblick im Dickicht der gesellschaftlichen Unfreiheiten. Der Redekreis bietet und bittet um Beteiligung aller, die bereit sind, ein bisschen anders zu hören, zu schmecken, zu sehen...